Vermutlich werden Zeitzeugen und Fotos, die die DDR-Agrargeschichte heute noch anschaulich wiedergeben können, weniger. In der vorliegenden Publikation mit dem Handlungsort Zinzendorf-Schloss Berthelsdorf in der sächsischen Oberlausitz kommt erstmalig auf dem deutschen Buchmarkt eine Generation zu Wort, die in der Periode des Verfalls des Schlosses Zinzendorfs und der Nutzung als staatliches Volksgut „Thomas Müntzer“ erlebte.
Ihr Leben war geprägt von den Erfahrungen der letzten Tage des Hitlerreiches und der DDR bis zur friedlichen Revolution 1989. Gleichzeitig stehen diese Menschen für eine Generation von Bauern und Landarbeitern, die auf ehemaligen Schlössern und Adelssitzen Erlebnisse und Erfahrungen hatten, die sich in ähnlicher Weise an vielen anderen Orten der DDR zutrugen.
In den Berthelsdorfer Erinnerungen des Autors Andreas Herrmann aus Herrnhut ist es so, als begegneten sich für Momente Vergangenheit und gute Gewohnheiten mit den modernen Errungenschaften der hinzugewonnenen Demokratie, die den heutigen Wiederaufbau des historischen Anwesens möglich macht.
Andreas Herrmann (D)
Buch, Hardcover, 128 Seiten, 21 x 14,8 cm, erschienen: 01.03.2015, 1. Auflage, Deutsch, ISBN: 978-3-906212-12-8
14,90 €
Endpreis, zzgl. Versandkosten
Versandkostenfrei in folgende Länder: Mehr anzeigen Weniger anzeigen
Andreas Herrmann ist Journalist und Autor für die Sächsische Zeitung und andere Medien. Er wurde in Herrnhut geboren, besuchte das Gymnasium in Löbau und studierte in Leipzig, wo er einige Jahre lebte und arbeitete.
Seit 2010 Mitglied im Freundeskreis Zinzendorf-Schloss Berthelsdorf e.V. engagiert er sich hier ehrenamtlich für die Öffentlichkeitsarbeit. Dabei kam es auch zu vielen Kontakten zu den im Buch vorgestellten Zeitzeugen.
Die vorliegende Publikation ist sein zweites Buch.
Zur Geschichte
Berthelsdorf wird im Jahr 1346 erstmalig erwähnt. Wahrscheinlich hat es seinen Namen vom Gründer oder ersten Besitzer des Ortes, einem deutschen Ritter namens Berthold bekommen. Weitere Nachrichten aus den ältesten Zeiten des Schlosses fehlen, schreibt der Berthelsdorfer Ortschronist Korschelt. Restauratoren schätzen, dass das ursprüngliche Schloss als Steinhaus etwa um 1580 entstand. Als herrschaftliches Wohngebäude scheinen die Räume des heutigen Schlossvorläufers jedoch nicht gedient zu haben, da die Eigentümer aus der Familie von Gersdorf ihren Hauptwohnsitz in Oberrennersdorf hatten.
Am 15. Dezember 1627 wurde Rudolf von Gersdorf mit Berthelsdorf belehnt. Durch Verkauf ging das Gut 1638 in den Besitz von Anna Margarethe von Kyaw, geborene von Salza über. Sie kaufte den Rittersitz, Lehngut genannt, samt Bauern und Gärtnern mit Zinsen und Diensten, Kirchlehn, Gerichtsplatz, zwei Mühlen, „ferner mit allen Beschwerungen an Ritterdiensten, Steuern, Dezem (Zehnt), Kirchschreiber- und Hirtengebühr“. 1654, als in Folge des Kyawschen Kreditwesens ein Inventarium aufgenommen wurde, befanden sich die Gebäude in gutem Zustand. Zum Anwesen gehörten damals auch zwei große Obstgärten mit 17 Bienenstöcken sowie ein Vieh- und Holzbestand.
Sechs Jahre später schlug man das nun mittlerweile stark verschuldete Gut seinen Gläubigern zu, die es an Johann Reichwald von Kämpfen auf Kemnitz und Bischdorf veräußerten. 1662 starb er. Seine Söhne Johann Adolph von Klüx und Adam Friedrich von Klüx erbten und verkauften 1672 ihren Besitz an Heinrich Anselm von Ziegler und Klipphausen auf Radmeritz. Dieser tauschte 1673 Berthelsdorf gegen Nicolausdorf und Markersdorf mit Bernhard Edlen von der Planitz.
Ein Teil dieser Gebäude scheint in der Zeit, wo Bernhard von der Planitz Besitzer war, im Jahr 1676 abgebrannt zu sein. Dieser führt in einem Schreiben aus dem Jahr später an das Amt zu Görlitz an, er sei „nicht durch eigene Schuld, sondern durch Feuerschaden in Problemen“...