„… Anfang April teilte aber das Kanzleramt plötzlich mit: „Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hatte die Bundeskanzlerin gebeten, das Gemälde ‹Brecher› von Emil Nolde an die Stiftung als Eigentümerin des Kunstwerks zurückzugeben“. Dieser Bitte komme die Kanzlerin selbstverständlich gerne nach, hieß es. Neben diesem Bild werde sie auch das zweite, in ihrem Arbeitszimmer hängende Gemälde an die Stiftung zurückgeben. Beide wurden u.a. in der Ausstellung „Emil Nolde – Eine deutsche Legende. Der Künstler im Nationalsozialismus“ von April bis September 2019 im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – in Berlin ausgestellt. Ein Expressionist, der im Nationalsozialismus als „entartet“ galt, Berufsverbot hatte und dessen Würdigung durch die deutsche Regierungsspitze prompt als „Akt der Solidarisierung mit einem Verfemten“ gewertet werden kann, wie die Kunsthistorikerin Simona Hurst noch 2014 im Staedelblog mutmaßt, soll durch einen ersetzt werden, dem dasselbe Schicksal wiederfuhr. Denn gerne nehme Merkel das Angebot der Stiftung an, von nun an „Haus unter Bäumen“ (1910) und „Häuser am Kanal“ (1912) von Karl Schmidt-Rottluff in ihrem Arbeitszimmer aufzuhängen. Das Kanzlerbüro als Wechselrahmen?...“ (aus „Wenn Blumen nationalsozialistisch sind“)
Seit dem Erscheinen von Thomas Hartungs beiden Bänden „Wie steht’s um Deutschland“ und „Zöpfe, Blutwurst und Kartoffeln“ (2019) geht es in Deutschland immer mehr bergab: Knabenchöre sollen Mädchen zugänglich gemacht, der Trickfilm „Kleine Germanen“ als „unerkannt wuchernder Krebs“ gelesen und Wissenschaft als Schachfigur der Politik missbraucht werden. Seine „Neuesten Beobachtungen eines Konservativen“ nimmt Hartung Anlass für eine bittere Bilanz: „eine Abkehr vieler Menschen von diesem Verfassungsstaat“, die unser Gemeinwesen irreparabel zu spalten droht.
Thomas Hartung (D)
Buch, Softcover, 292 Seiten, 21 x 14,8 cm, 1. Auflage, Deutsch, Erscheinung: 1.07.2021, ISBN: 978-3-906212-88-3, Preis: ab 16,99 € bzw. 19,95 CHF
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Dr. Thomas Hartung (*1962 in Erfurt) promovierte nach seinem Lehramtsstudium Germanistik/Geschichte in Magdeburg 1992 zur deutschen Gegenwartsliteratur und war danach erst jahrelang als Radio- und Fernsehjournalist in Mitteldeutschland sowie 32 Semester als freiberuflicher Dozent für Medienproduktion und Medienwissenschaft an vielen Hochschulen Deutschlands tätig. Eine Professur blieb ihm verwehrt.
Der bekennende „Erzliberalkonservative“ war als Student in die LDPD ein und 1990 aus der FDP ausgetreten: von „misslungener Einheit“ nicht nur mit Blick auf die Parteienfusion spricht er bis heute. Hartung war im April 2013 Mitbegründer der AfD Sachsen und wurde bis 2017 zweimal zum Landesvize gewählt. Als Presse- und PR-Chef mitverantwortete er den Land- und Bundestagseinzug des Landesverbands und schrieb maßgeblich die Landtagsprogramme 2014 und 2019 mit.
Heute ist Hartung Pressesprecher der AfD-Fraktion im Landtag von Baden-Württemberg und engagiert sich im Landes- und Bundesfachausschuss „Bildung“. Er ist Autor für Zuerst!, dis-kutierte mit dem konservativen Publizisten Klaus Kelle oft in dessen Radiotalk „Kelle 22“ und hat unter dem Titel „Negerkuss und Nazistuss“ seine eigene Kolumne auf dem Tumult-Blog.
I. Kultur und Gesellschaft
II. Sachsen und Deutschland 103
III. Medien und Geschichte
„Kaum volljährig, trat sie mit 18 in die SED ein: „Aus Überzeugung“, wie sie selbst zugab. Aus einer SED-Funktionärsfamilie stammend, bekam sie problemlos einen Studienplatz an der juristischen Fakultät an der Uni Jena. Jahrelang war sie mit einem DDR-Militärstaatsanwalt verheiratet und verfasste entsprechend linientreu 1985 ihre Doktorarbeit zur Ausländerkriminalität in der DDR: „Die Vorzüge des Sozialismus sind auch im internationalen Rahmen umfassend zur Geltung zu bringen.“ Diese Frau wurde bereits zum zweiten Mal zur MDR-Intendantin gewählt: Carola Wille.
Und unter der Intendanz dieser Frau wurde der provokante Dresdner Kabarettist Uwe Steimle, der sich dezidiert als „Linker“ versteht, aus dem MDR-Programm entfernt: einer, der dem Volk gerne aufs Maul schaut – und das ihn mit Einschaltquoten über zehn Prozent belohnt, obwohl seine Sendung „Steimles Welt“ parallel zum Tatort lief. 30 Jahre nach dem Untergang der DDR feuern alte Osteliten, die im besten Deutschland, das wir je hatten, Karriere gemacht haben, einen Ost-Kabarettisten, der ernsthaft glaubte, in der BRD könne man ungestraft seine Meinung sagen.…“
(aus „Volk ohne Traum“)
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„Die UFA ist eine der ältesten und größten europäischen Filmfirmen und war gerade im ersten Drittel ihrer Firmengeschichte die Hollywood-Konkurrenz schlechthin. Sei es damals durch Filme wie Die Nibelungen, Der blaue Engel oder Die Feuerzangenbowle, sei es heute, als Bertelsmann-Tochter, durch Filme wie Der Medicus, Serien wie Hinter Gittern, Daily Soaps wie GZSZ oder Shows wie DSDS – die UFA steht für deutsche Unterhaltung mit deutschen Stoffen, die von deutschen Regisseuren teilweise mit Weltruhm wie Fritz Lang, Josef von Sternberg oder Leni Riefenstahl verfilmt wurden.
Damit dürfte spätestens dieses Jahr Schluss sein. Denn die UFA will in ihren Film- und Fernsehproduktionen „die deutsche Bevölkerung realistischer“ abbilden, „etwa was den Anteil an Frauen, Homosexuellen und People of Color“ angeht. Dafür gibt sich das Filmunternehmen eine „Selbstverpflichtung im Bereich Diversität“. „Die UFA strebt an, die Gruppen Gender, People of Color, LGBTIQ* und Menschen mit Beeinträchtigungen so abzubilden, wie es ihrem Anteil an der Bevölkerung entspricht“, teilte eine Sprecherin dpa mit. Mit „People of Color“ sind Menschen gemeint, die Rassismuserfahrungen machen oder machen könnten, weil sie nicht als weiß oder westlich wahrgenommen werden. Das ist kein Witz. Was sollen dann für deutsche, oder verallgemeinernd weiße, westliche Filme entstehen?…“
(aus „Diversitätsverrückt?“)
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„Es war der mediale Aufreger des Wahlabends in Sachsen: „So würde sich das also anfühlen, ein Öffentlich-Rechtliches unter Ägide der AfD“, zürnt der Spiegel. „Beim #MDR verwischen nicht zum ersten Mal die Grenzen nach ganz rechts!“, betreibt Arnd Henze, bis 2019 Korrespondent im ARD-Hauptstadtstudio, Kollegenschelte. „Wer AfD-Politiker des völkischen Partei-Flügels mit rechtsextremem Hintergrund vor laufender Fernsehkamera als ‚bürgerlich‘ bezeichnet, der verharmlost ihre Politik, die auf völkischem Denken und Rassismus basiert“, holt Matthias Schwarzer in der LVZ zum ultimativen Schlag aus.
Was war geschehen? Moderatorin Wiebke Binder, 39jährige Cuxhavenerin und seit 2010 beim MDR, fragte Marco Wanderwitz von der sächsischen CDU: „Eine stabile Zweierkoalition, eine bürgerliche, wäre theoretisch ja mit der AfD möglich. Ist das immer noch ausgeschlossen?“ „Eine Koalition mit der AfD wäre keine bürgerliche Koalition“, reagierte der sofort. Die Geschichte, die keine ist, lief prompt durch alle Blätter. Und alle möglichen Twitterkanäle, allen voran dem von Medienjournalist Stefan Niggemeier, dem dazu nur ein Wort einfiel: „Wahnsinn“....“
(aus „Versprecher, für den wir uns entschuldigen“)
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